Der Wert

Querdenken, oder auch „Be Stupid“ wie Renzo Rosso sein Erfolgskonzept nennt, ist ein Wert, der oft in unternehmerischen Erfolgsgeschichten zu sehen ist. Die Geschichte des Gründers des Modelabels DIESEL ist folglich die Geschichte eines Querdenkers, der es nicht scheut, ungewöhnliche Ideen zu verfolgen, auch wenn diese „dumm“ und „gar nicht klug“ erscheinen.


Die Geschichte

Renzo Rosso, 1955 geboren, war ein wilder und mutiger Bauernsohn und schon von früh an ein Querdenker. In den 70er Jahren entschied er sich gegen die Arbeit auf dem Hof seiner Eltern und für eine Ausbildung im Textilbereich in Padua. 1975 wurde er Produktionsmanager der Firma Moltex und führte das Unternehmen zu einem Wachstum, was sein Vorgesetzter, Adriano Goldschmied, nicht für möglich gehalten hatte. Rosso wurde 1978 Teilhaber an dem Mutterunternehmen von Moltex, der Genius Group, ein Unternehmen mit mehreren erfolgreichen Jeans-Marken, und formte mit Goldschmied die neue Marke DIESEL. Der Name DIESEL spiegelt die Querdenkereigenschaft Rossos in Besonderer Art und Weise wider, war der Diesel doch zur Zeit der Ölkrise eine Alternative zum Benzin. So sollte auch der Markenname DIESEL im Kontrast zu den bestehenden Modemarken stehen und die Andersartigkeit ausdrücken. Rosso wollte bewusst nicht den aktuellen Trends folgen. Zudem wird DIESEL im Wortlaut weltweit ähnlich ausgesprochen, was Rossos Denkweise widerspiegelt, das sich der Markt für Mode nicht durch politische oder geografische Grenzen aufteilt, sondern durch den Lifestyle der Menschen.

1985 übernahm Rosso DIESEL komplett und hatte somit die volle Kontrolle über das Unternehmen. Er begann mit Möglichkeiten zu experimentieren, Denim zu bearbeiten, um seine Optik künstlich altern zu lassen. Der Querdenker Rosso nutzte Sandpapier und Steine um die Jeans zu bearbeiten und entwarf die erste Vintage-Kollektion zu einer Zeit, in der Vintage noch kein Begriff war. Anstelle von bretthartem Denim verkaufte Rosso geschmeidige Jeans zu einem viel höheren Preis. Nach schwierigen ersten  Jahren konnte Rosso durch seine Querdenker-Eigenschaft jedoch ein sehr erfolgreiches Unternehmen aufbauen. DIESEL ist nun eine weltweite Modemarke und betreibt neben mehreren Mode-Labels ein Hotel in Miami (Pelican Hotel) und ein Weingut in Italien. Der Querdenker hat seine Firmenzentrale auch nicht im schicken Mailand, sondern im kleinen Städtchen Molvena in Venetien.

Renzo Rossos Strategie trägt einen einfachen und provizierenden Namen: „Be Stupid“. Ein eigenes Werbevideo zeigt was Rosso damit meint:



Rosso fordert auf stupid, also dumm zu sein. Ich würde sagen vielleicht eher albern, irrsinnig, unvernünftig. Don´t be stupid – dieser Satz wird als Zerstörer aller Möglichkeiten, als Konjunkturbrecher der Welt bezeichnet. Die Freiheit auszuprobieren, Fehler machen und Gedanken spinnen zu dürfen – nur dadurch entstehen Innovationen, nur dadurch entsteht Neues. Ideen kleinzureden, nur weil man momentan in seiner eigenen Vorstellung begrenzt ist, ist eine zerstörerische Kraft, keine schöpferische. Sicher ist Vernunft gut und notwendig, damit die Unvernunft nicht in einem Desaster endet. Unvernunft darf nicht darin enden, die Konsequenzen des eigenen Handelns nicht zu bedenken. Ich denke aber, dass Vernunft und Besonnenheit ihren Platz erst haben, nachdem die Unvernunft eine Idee geboren hat und es an die Umsetzung geht. Zuerst brauchen Ideen Freiraum um sich entwickeln zu dürfen. Dabei dürfen sie auch unvernünftig sein. Besonnenheit, Vernunft und Klugheit dürfen nicht zu einem Hindernis werden, dass die spielerische Entwicklung von Innovationen verhindert. Wer kommt schon auf die Idee, neue Hosen mit Steinen zu malträtieren, wenn er vernünftig denkt? Würden wir heute fliegen, in Echtzeit über alle Grenzen hinweg miteinander kommunizieren oder mit dem Auto in den Urlaub fahren wenn es nicht jemanden gegeben hätte, der der Unvernunft Platz gegeben hat, Ideen zu gebären?

Mein Apell soll lauten: „Denken Sie quer, think stupid!“  Lassen sie sich inspirieren und scheuen sie sich nicht vor verrückten Gedanken und Ideen, auch wenn sie unmöglich erscheinen. Ohne die Freiheit, Ideen spinnen zu dürfen, werden sie keine Innovationen entwickeln, werden sie die Welt nicht verändern können. Und später wird ihre verrückte Idee ganz normal werden und selbstverständlich erscheinen.

Abschließend lade ich Sie mit zwei mutmachenden und inspirierenden Zitaten zum mitdenken, diskutieren und Ideen spinnen ein:

„Der beste Weg , die Zukunft vorherzusagen, ist, sie selbst zu gestalten.“
Willy Brandt

„Der schlimmste Feind unserer Innovationsfähigkeit ist unsere eigene Prägung.“
Titus Lindl

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